Analyse von Risikofaktoren für die Entstehung von Erstlaktierendenmastitiden in deutschen Milchviehbetrieben (2024)

Mastitiden bei Erstlaktierenden verursachen erhebliche direkte und indirekte Kosten und sind trotz ihrer hohen Prävalenz unzureichend erforscht. Da Erstlaktierende die zukünftige Milchproduktion und Produktivität einer Herde maßgeblich beeinflussen, ist ihre Rolle in der Mastitisbekämpfung von großer Bedeutung. Um wirksame Kontrollstrategien für Mastitiden bei Erstlaktierenden auf Herdenebene zu entwickeln, müssen Risikofaktoren identifiziert werden. Die Forschungsarbeit begann zunächst mit einer umfassenden Literaturrecherche, um bereits bekannte Risikofaktoren für Mastitiden bei Erst-, aber auch Mehrlaktierenden zu ermittelt. Darauf aufbauend wurde ein Fragebogen für Landwirt*innen entwickelt, der gezielt Managementstrategien abfragte, gleichzeitig aber auch Daten durch Observation des Autors erfasste. Zwischen August 2019 und September 2020 wurden insgesamt 77 Milchviehbetriebe in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Hessen einmalig besucht. Während des Betriebsbesuches erfolgte die Erfassung von Daten durch den vorher erstellten Fragebogen, der mit dem*der Landwirt*in gemeinsam bearbeitet wurde. Dabei wurde gezielt nach Managementpraktiken gefragt und zwischen dem Zeitraum vor und nach der Kalbung der Färse unterschieden. Darüber hinaus wurde der Melkprozess einer gesamten Melkzeit observiert und die hochtragenden Färsen und Erstlaktierenden bis zum 30. Laktationstag visuell beurteilt. Außerdem wurde der THI (temperature-humidity index) berechnet, um einen möglichen Einfluss von Hitzestress auf die Eutergesundheit der Erstlaktierenden zu untersuchen. Im Anschluss wurden die Daten des Eutergesundheitsberichtes der zurückliegenden 12 Monate durch die entsprechenden Landeskontrollverbände zur Verfügung gestellt. Hier sollte die Erstlaktierendenmastitisrate als Zielvariable bei der statistischen Auswertung dienen. Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wurden zwei statistische Analysen durchgeführt, bei denen die Risikofaktoren jeweils dem Zeitraum vor oder nach der Kalbung zugeordnet wurden. Die Unterscheidung zwischen den Zeiträumen vor und nach der Kalbung war entscheidend, da bestimmte Managementpraktiken und Bedingungen während dieser Phasen unterschiedliche Auswirkungen auf die Erstlaktierendenmastitisrate haben können. So wird eine differenzierte Bewertung darüber ermöglicht, welche Risikofaktoren relevanter für die Entwicklung von Erstlaktierendenmastitiden sind. Die ante partum-Analyse brachte die signifikante Assoziation des Anteils eutergesunder Tiere in der Herde in % mit der Erstlaktierendenmastitisrate hervor. In der post partum-Analyse wurden spezifische Managementpraktiken als relevante Risikofaktoren, vor allem rund um das Melken, identifiziert. Im Speziellen waren das die Art der Zitzenreinigung vor dem Melken, das Dippen der Zitzen, ein Body Condition Score (BCS) von >3,0 bei den Erstlaktierenden im ersten Laktationsmonats und ein Zusammenhang zwischen der Art der Zitzenreinigung und dem Wirkstoff des Dippmittels und die Behandlung von Mastitiden bei Erstlaktierenden durch den*die Landwirt*in bzw. den*die Tierärzt*in. Im zweiten Teil der Arbeit wurde der THI berechnet und mit anderen Risikofaktoren untersucht. Dabei wurde jeder Betrieb einer „guten“ oder „schlechten“ Gruppe zugeordnet, basierend auf ihrer Erstlaktierendenmastitisrate. Als Grenzwert diente die durchschnittliche Erstlaktierendenmastitisrate aller Betriebe in Nordrhein-Westfalen, die 2019 an der Milchleistungsprüfung teilnahmen. Sie betrug 30,3%. Betriebe mit einer geringeren, das heißt besseren Erstlaktierendenmastitisrate (<30,3%), wurden der guten Gruppe zugeordnet, während Betriebe mit einer höheren, das heißt schlechteren Erstlaktierendenmastitisrate (>30,3%) der schlechten Gruppe zugeordnet wurden. Ziel war es, die untersuchten Betriebe in einer Gegenüberstellung miteinander zu vergleichen, um herauszufinden, welche Praktiken die besseren Betriebe hinsichtlich der Eutergesundheit ihrer Erstlaktierenden anwenden. In der statistischen Auswertung unterschieden sich zwei Variablen signifikant zwischen den beiden Herdenkategorien. Ein höherer Anteil der Erstlaktierenden mit einem niedrigen BCS (<3) war signifikant mit einer höheren Wahrscheinlichkeit assoziiert, zu den Betrieben mit besserer Eutergesundheit zu gehören. Zudem stieg die Wahrscheinlichkeit, zu den schlechteren Betrieben zu gehören, wenn der jeweilige Anteil der Erstlaktierenden mit einem Lahmheitsscore von 3 (mildely lame) größer war. Die Ergebnisse betonen die Bedeutung der frühen Phase der Laktation in der Mastitisbekämpfung auf Herdenebene. Zudem wurde deutlich, dass eine gute Melkhygiene bereits positiven Einfluss auf die Eutergesundheit der Erstlaktierenden in der frühen Laktationsphase nimmt. Außerdem konnte dargestellt werden, dass eine Optimierung der Körperkondition und Reduzierung von Lahmheiten bei Erstlaktierenden auf den untersuchten Betrieben das Mastitisrisiko bei Erstlaktierenden reduzieren und damit insgesamt die Eutergesundheit auf Herdenebene verbessern kann. Obwohl die vorliegende Studie wichtige Erkenntnisse über die Assoziationen zwischen der Körperkondition, Lahmheit, Melkhygiene und der Erstlaktierendenmastitisrate liefert, sind Folgeuntersuchungen mit einer größeren Anzahl an Betrieben notwendig, um die Ergebnisse zu verifizieren und auf verschiedene geographische Regionen zu übertragen.

Mastitis in heifers incurs significant direct and indirect costs and, despite its high prevalence, remains inadequately researched. Given that heifers represent the future potential of a herd, their role in mastitis control is of paramount importance. To develop effective control strategies for mastitis in heifers at herd level, it is crucial to identify risk factors. The research commenced with an extensive literature review to identify known risk factors for mastitis in both uni- and multiparous cows. Subsequently, a questionnaire was developed to gather information on management strategies and, concurrently, data were collected through the author's observations. Between August 2019 and September 2020, a total of 77 dairy farms in North Rhine- Westphalia, Rhineland-Palatinate, Lower Saxony, and Hesse were visited once. During the farm visits, data were collected using the pre-designed questionnaire, collaboratively completed with the farmers. Specific attention was given to differentiating between the periods before and after calving. Additionally, the entire milking process was observed, and close visual assessments of the pregnant heifers before parturition and heifers up to 30 days in lactation were conducted. Furthermore, a temperature-humidity index (THI) was calculated to investigate the potential impact of heat stress on the udder health of heifers. Subsequently, data from the udder health reports of the preceding 12 months were provided by the respective regional control associations. The first part of the study involved two separate statistical analyses, associating risk factors with the period either before or after calving. This differentiation was crucial, as specific management practices and conditions during these phases could have different effects on the heifer mastitis rate. The ante-partum analysis revealed a significant association between the percentage of udder-healthy animals in the herd and the heifer mastitis rate. In the post- partum analysis, specific management practices, particularly related to milking, were identified. Specifically, these included the type of teat cleaning before milking, teat dipping, a body condition score of >3.0 in fresh heifers, a correlation between the type of teat cleaning and the active ingredient of the teat dip, and the treatment of mastitis in heifers by the farmer or veterinarian. In the second part of the study, a THI was calculated and examined in conjunction with post-partum risk factors. Each farm was assigned to either a "good" or "poor" group based on their heifer mastitis rate. The threshold was set at the average heifer mastitis rate of all farms in North Rhine-Westphalia that participated in the milk performance testing in 2019, which was 30.3%. Farms with a lower heifer mastitis rate (<30.3%), were assigned to the good group, while farms with a higher heifer mastitis rate (>30.3%), were assigned to the poor group. The goal was to compare the studied farms to determine the practices applied by better farms regarding the udder health of their heifers. In the statistical analysis, a risk factor from the first part of the study was replicated: A higher proportion of heifers with a low BCS (<3) was significantly associated with a higher likelihood of belonging to the farms with better udder health. Additionally, the likelihood of belonging to the farms with poorer udder health increased when their proportion of fresh heifers with a lameness score of 3 (mildly lame) was greater. The results underscore the importance of the early lactation phase in mastitis control at the herd level. Moreover, it became evident that good milking hygiene already has a positive impact on the udder health of heifers in the early lactation phase. Furthermore, it was demonstrated that optimizing body condition and reducing lameness in heifers on the studied farms can reduce the risk of mastitis in heifers, thereby improving overall udder health at the herd level. Although the present study provides valuable insights into the relationships between body condition, lameness, milking hygiene, and the heifer mastitis rate in our specific context, subsequent investigations with a larger number of farms are necessary to verify the results and transfer them to different geographical regions.

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